B. Hradil: Sprechen
wir zunächst über die Playoffs. Wir sind mit 0:3 gegen die Lions ausgeschieden
– war es wirklich so eine klare Sache oder war mehr drin?
W. Sallomon: 0:3 schaut immer klar aus, aber die ersten zwei
Spiele waren ganz knapp, ich glaube da wäre alles möglich gewesen. Wir haben
nicht schlecht gespielt, aber wir haben es nicht geschafft, dass wir die Spiele
vierzig Minuten auf einem ordentlichen Niveau halten. Wir haben zu viele Phasen
gehabt, in denen wir fehleranfällig waren und schlechte Entscheidungen
getroffen haben. Da war Traiskirchen einfach um das „Euzerl“ besser. Das dritte
Spiel in Klosterneuburg war irgendwie komisch, weil wir über lange Strecken abgemeldet
waren und uns durch eine außerordentliche Leistung am Ende noch herangekämpft
haben. Aber auch da haben wir im Gegensatz zu Traiskirchen in der
entscheidenden Phase nicht gescort. Ich glaube, dass wir ziemlich das geben
konnten, was wir draufhatten. Wir haben es einfach nicht geschafft, dass wir
nach der regulären Saison noch etwas zulegen, wie es in den Playoffs notwendig
wäre. Ich bin aber nicht enttäuscht, auch die Lions-Spieler sind zu mir
gekommen und haben von einer ganz engen Serie gesprochen. Man muss aber auch
anerkennen, wenn eine andere Mannschaft einmal besser ist, und Traiskirchen war
besser. Ich sehe es aber nicht so dramatisch, denn ich war nicht der Meinung,
dass wir heuer zu den vier Topmannschaften gehören.
B. Hradil: Wie sieht
dein persönlicher Saisonrückblick aus?
W. Sallomon: Es war ein Wechselbad der Gefühle. Wir wollten
nach der letztjährigen Saison, in der die Mannschaft knapp gegen Gmunden
ausgeschieden ist, und aufgrund der positiven Stimmung von allen Seiten
gegenüber (Headcoach, Anm.) Armin (Göttlicher, Anm.), diese Kooperation fortführen.
Das hat er sich verdient und wurde von uns honoriert. Es hat dann leider aus
verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Natürlich war es eine andere
Mannschaft als die im Vorjahr, weil doch einige Spieler weggefallen sind. Wir
haben gewusst, dass es keine Saison wird, in der wir vorne mitspielen werden.
Es geht immer um die Frage: Was kann man tun, damit man hier eine möglichst
attraktive Mannschaft auf dem Spielfeld hat und was lassen unsere Möglichkeiten
zu? Ich sehe viele Teams, die finanzielle Probleme haben und hatten – unser Weg
ist der, dass wir sagen: Wenn wir das nicht können, dann tun wir das auch
nicht. Wir wollen seriös arbeiten und wenn es manchmal nicht so gut geht, dann
muss man das eben zur Kenntnis nehmen.
Wir hatten in der regulären Saison ein paar schöne Siege, haben
aber nie zu einem Rhythmus gefunden. Wir waren in einer Situation, wo wir mit
dem Rücken zur Wand gestanden sind und da mussten wir einfach handeln. Das
war so nicht geplant, aber manchmal muss man unangenehme Dinge tun, die aber
zumindest eine Verbesserung der Situation erwarten lassen. Die letzten Wochen
haben sich als ganz positiv herausgestellt, aber trotzdem war mir klar, dass
das keine Mannschaft ist, die ganz vorne dabei ist. Grundsätzlich bin ich mit
der Entwicklung unserer jungen Spieler sehr zufrieden. Wir haben uns zum Ziel
gesetzt, einen Stamm aus österreichischen Spielern zu haben, weil wir sehen,
dass das immer die Basis für spätere Erfolge ist. Deshalb sind wir auch nicht
wie andere Mannschaften mit fünf Legionären angetreten, weil wir es uns einfach
nicht leisten können, sondern nur mit deren zwei. Wir stehen dazu, jungen
Spielern viel Spielzeit zu geben und hier eine Mannschaft aufzubauen. Da gehört
dazu, dass man Geduld hat. So kann es schon vorkommen, dass eine Saison
vielleicht nicht so toll läuft, aber man trotzdem viel erreicht hat, was aber
nach außen vielleicht nicht so sichtbar ist. Ich bin wohl der beste Garant für
diese Arbeit, wurde am Anfang meiner Tätigkeit auch heftig kritisiert, dann wurden
wir aber Meister. Wir wissen was wir tun, und werden das auch in Zukunft so
durchziehen.
B. Hradil: Bist du
generell mit der Entwicklung der Spieler zufrieden und wer ist dein „most
improved player“?
W. Sallomon: Ich bin zufrieden, aber es ist schwierig, junge
Spieler in Österreich weiterzuentwickeln. Wir haben uns da viel überlegt, um
die jungen noch besser zu forcieren. Ich sehe viele Spieler, die hier wirklich
gut gearbeitet haben. Laurence Müller hat viel Pech mit seinen Erkrankungen
gehabt und dadurch viel Zeit verloren. Am Schluss hat er aber wieder gezeigt,
dass er für die Mannschaft sehr wichtig gewesen wäre. Mit Lenni Burgemeister
und Clemens Leydolf haben wir zwei Youngsters, die sehr brav gearbeitet haben
und einige gute Momente am Spielfeld hatten. Hinten nach kommt noch Paolo
Pettinger, den man nicht vergessen darf, der vielleicht noch nicht so weit ist,
aber immer fleißig trainiert, so wie auch Haris Purkovic. Das heißt noch nicht,
dass sie den Sprung in den Stamm schaffen werden, wir wollen ihnen aber
zumindest diese Möglichkeit geben. Romed Vieider musste sich in einer neuen
Rolle finden, nämlich in einer tragenden. Das ist eine große Umstellung und
nicht leicht zu bewältigen. Timur Bas hatte sein erstes Jahr in der Bundesliga
überhaupt und ich sehe noch viel Potential. Jozo Rados hat im Grunddurchgang
gute Leistungen gezeigt. Es war klar, dass sich die Mannschaften in den
Playoffs auf ihn einstellen, damit ist er nicht gut zurechtgekommen. Man darf
aber nicht vergessen, dass er noch ganz jung ist, was seine Spielerfahrung
betrifft. Alles in allem muss man wirklich zufrieden sein mit der Entwicklung
der Spieler, hier einen most improved player zu nennen, wäre eigentlich allen
anderen gegenüber unfair. Ich möchte daher diesen Titel an unsere jungen
Spieler im Kollektiv verleihen.
Teil 2 dieses Interviews finden Sie unter http://www.bk-klosterneuburg.at/berichte/index.php?ID=1852 - Werner Sallomon spricht dort über die Personalplanung für nächste Saison, das Projekt "Dukes 2020" und die BK Duchess.
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